Geteilte Geschichte, geteilte Probleme

wochenblatt.pl 3 godzin temu
Zdjęcie: Altes Szymkowiakstadion Foto: privat


Neue Arenen, alte Traditionen: Oberschlesiens Fußballstadien im Umbruch – Teil 2: Beuthen

Hindenburg und Beuthen haben einiges gemeinsam – vom Strukturwandel bis zu einst erfolgreichen Fußballvereinen, die den sportlichen Anschluss suchen. Sportlich werden in Beuthen jedoch kleinere Brötchen gebacken. Dies gilt auch für den Umgang mit der Frage des Stadionneubaus.

Polonia Bytom – ein Provisorium auf unbestimmte Zeit

Der Beuthener Fußballklub Polonia gehört zu den oberschlesischen Fußballvereinen mit einer besonderen Genese. Gegründet 1920 von Mitgliedern der polnischen Plebiszitkommission, wurde er nach der Teilung Oberschlesiens 1922 von den deutschen Behörden aufgelöst. Nach dem Zweiten Weltkrieg reaktivierten fußballbegeisterte Vertriebene aus Lemberg den Klub, um an die glorreichen Traditionen von Pogoń Lwów, dem damaligen polnischen Rekordmeister, anzuknüpfen. Schnell stießen auch oberschlesische Spieler wie Edward Szymkowiak, Jan Liberda sowie Walter Winkler und oberschlesische Fans zum Verein, dessen erfolgreichste Zeit in die 1950er- und 1960er-Jahre fiel. Neben zwei Meisterschaften (1954 und 1962) ist der größte Erfolg der Gewinn des International Football Cup (späterer Intertoto Cup) 1965. Auf dem Weg ins Finale wurde u. a. Schalke 04 mit 6:0 geschlagen, im Endspiel der SC Leipzig (heute Lokomotive Leipzig) mit 5:4.

Altes Szymkowiakstadion
Foto: privat

Von der Stärke der oberschlesischen Vereine in dieser Saison zeugt, dass am Intertoto Cup im selben Jahr auch Szombierki Bytom und Odra Opole erfolgreich teilnahmen.

Mit der Krise des Beuthener Bergbaus litt auch die Finanzkraft des Vereins, weshalb Polonia in den letzten Jahrzehnten wenig mit erstklassigem Fußball zu tun hatte (Ausnahme 2007–2011). Nach mehreren Aufstiegen seit 2019 gelang dieses Jahr der Sprung in die zweitklassige 1. Liga.

Neues Beuthenstadion
Foto: privat

Verfall und Vertrauensverlust: Das Drama um das Szymkowiak-Stadion

Die Polonia spielt seit 1945 im Edward-Szymkowiak-Stadion (bis 1945 Hindenburgkampfbahn), in dem von 1940 bis 1945 der erfolgreiche Verein Beuthen SuSV 09 beheimatet war. In der Zwischenkriegszeit traten hier mehrmals die Mannschaften des deutschen und polnischen Teils Oberschlesiens gegeneinander an. Die einzige internationale Begegnung in Beuthen war 1942 das Freundschaftsspiel zwischen Deutschland und Rumänien, das 7:0 endete. Die 50.000 zumeist stehenden Zuschauer sahen u. a. drei Tore von Fritz Walter und eines von Ernst Wilimowski.

Altes Szymkowiakstadion
Foto: privat

Nach 1945 gehörte das Stadion zu den modernsten in Polen, doch die Jahrzehnte hinterließen ihre Spuren. 2008 wurden Modernisierungsarbeiten nötig, doch die Stadionfrage blieb ein ungelöstes Problem. Als der damalige Polonia-Präsident zum Oberbürgermeister gewählt wurde, war die Hoffnung der Fans groß. Zwar wurde kurz vor der Kommunalwahl 2018 mit der Demontage des Daches der Haupttribüne begonnen, doch nach dem für den Amtsinhaber erfolglosen Urnengang stellte sich heraus, dass es noch immer kein tragfähiges Projekt für den Neubau gab. Die Baufirma kündigte Ende 2018 den Vertrag und befindet sich bis heute mit der Stadt Beuthen im Rechtsstreit. Ohne Dach und Sitzschalen kann das Szymkowiakstadion nur noch zum Training und für Spiele ohne Publikum genutzt werden.

In Beuthen wird nicht von großen Arenen geträumt – hier kämpft man um jeden Sitzplatz und um den Erhalt der Fußballtradition.

Kompromiss mit Limit: Ein Mini-Stadion als Übergangslösung

In dieser schwierigen Situation entschied sich die Stadt 2020 für eine provisorische Lösung: ein neues Klubhaus samt Infrastruktur für die Jugendakademie sowie drei kleine Tribünen mit einer Kapazität von 2.200 Plätzen neben dem alten Stadion. Im ersten Bauschritt wurden Klubhaus, Kunstrasen und eine kleine Stahlrohrtribüne für 1.200 Zuschauer errichtet. Seit der Fertigstellung 2023 kann Polonia nach fünf Jahren wieder auf eigenem Platz spielen. Im Frühling 2025 begann der zweite Bauabschnitt. Hinzu kommen u. a. eine überdachte Tribüne aus Stahlbeton.

Neues Beuthenstadion
Foto: privat

Wegen der fehlenden Rasenheizung wird Polonia die Heimspiele zwischen dem 15. November 2025 und dem 30. März 2026 im Schlesischen Stadion im benachbarten Chorzów austragen müssen. Die Frage nach einer langfristigen Lösung bleibt jedoch offen. Gerade im – derzeit eher unwahrscheinlichen – Falle eines Aufstiegs der Polonia in die Ekstraklasa könnte die Stadionfrage an Dringlichkeit gewinnen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sich die Beuthener Fans eher länger als kürzer mit dem Provisorium begnügen müssen.

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