Hansdorf/Ławice: Ein außergewöhnliches Behring-Fest

wochenblatt.pl 22 godzin temu
Zdjęcie: Die Gräber der Eltern des Nobelpreisträgers sind auf dem Friedhof von Ławice erhalten geblieben. Von links: Juan und Maria Behring, Mitte, Ryszard Eberhardt, Emilo Behring, seine Frau Marissa und Toch


Enkel des Nobelpreisträgers besuchen das Heimatdorf ihres Vorfahren

Ehrengast des 20. Behring-Festes in Hansdorf war Emilo von Behring mit seiner Familie – der Enkel des ersten Nobelpreisträgers für Medizin und bekanntesten Bürgers dieses Ortes.


Das diesjährige Behring-Fest in Hansdorf fand am 21. Juni statt und war gleichzeitig Teil der Feierlichkeiten zum 700-jährigen Bestehen des Dorfes. Unter den Ehrengästen befand sich Emilio von Behring – Enkel von Emil von Behring, dem deutschen Nobelpreisträger, der in Hansdorf geboren wurde und hier seine Kindheit verbrachte. Begleitet wurde er von seiner Ehefrau Marissa sowie seinen drei erwachsenen Kindern: Maria, Julia und Juan. Ihr Besuch war ein besonderer Programmpunkt im Rahmen des Jubiläums. Die Familie nahm unter anderem an der feierlichen Enthüllung einer Gedenktafel teil, besuchte das dem Nobelpreisträger gewidmete Erinnerungszimmer – wo Emilio sich in das Gästebuch eintrug – sowie die Gräber von Behrings Eltern und eines Cousins auf dem örtlichen Friedhof, der vor einigen Jahren ebenfalls in Hansdorf beigesetzt wurde.

Die Gräber der Eltern des Nobelpreisträgers sind auf dem Friedhof von Ławice erhalten geblieben. Von links: Juan und Maria Behring, Mitte, Ryszard Eberhardt, Emilo Behring, seine Frau Marissa und Tochter Julia.
Quelle: Lech Kryszałowicz

Hansdorf lebt Geschichte – und schreibt neue

Die Veranstaltung begann mit einer Freiluftmesse, bei der eine Erinnerungsfahne an das Dorf Hansdorf übergeben wurde. Im offiziellen Teil wurde eine Jubiläumsstatue zum 700-jährigen Bestehen überreicht und die Geschichte des Ortes vorgestellt. Anschließend wurden Preise für einen Malwettbewerb sowie für den „Leser des Jahres 2024“ verliehen. Auf der Bühne traten Schüler der Grundschule in Gromoty, die Musikgruppe „Pełni Werwy“ sowie die Sopranistin Małgorzata Krajewska mit der Pianistin Lidia Rychel auf. Es gab auch eine Tombola, Kinderanimationen, Spiele und Aktivitäten für Familien sowie von den Dorfbewohnerinnen zubereitete Speisen. Die Familie von Emil von Behring verbrachte viele Stunden auf dem Fest – fast von Anfang bis Ende. Sie zeigten sich sehr angetan und überrascht davon, wie lebendig die Erinnerung an ihren berühmten Vorfahren in Hansdorf noch ist.

Wie kam es zu diesem Besuch?

„Vor zwei Jahren besuchte Emilio von Behring mit seiner Frau Hansdorf ganz privat während eines Urlaubs. Sie kamen auch ins Gemeindeamt von Iława, wo sie den stellvertretenden Bürgermeister Andrzej Brach trafen. Von ihm erfuhr ich von dem Besuch und erhielt die E-Mail-Adresse von Emilio“, erinnert sich Ryszard Eberhardt vom Verein der deutschen Minderheit „Jodły“. Eberhardt setzt sich seit vielen Jahren für das Andenken an Emil von Behring in Hohenstein (Olsztynek) ein, wo dieser das Gymnasium besuchte, und pflegt die Verbindung zwischen Hohenstein und Hansdorf im Kontext des Nobelpreisträgers.
Ryszard Eberhardt nahm daraufhin Kontakt zu Emilio auf, zunächst per E-Mail, später auch telefonisch.

„Die Erinnerung an Emil von Behring lebt in Hansdorf weiter.“

„Ich erzählte ihm, wie in Hansdorf und Hohenstein das Andenken an seinen Großvater gepflegt wird. Ich erwähnte auch das jährliche Behring-Fest in Hansdorf. Er war sehr interessiert und äußerte den Wunsch, daran teilzunehmen. Und so kam es in diesem Jahr dazu. Es war ein wichtiger Besuch – sowohl für uns als auch für ihn –, denn er brachte seine ganze Familie mit. Ich habe ihn außerdem nach Hohenstein eingeladen und er versprach, dort ebenfalls vorbeizuschauen“, berichtet Eberhardt weiter.

Vom Nobelpreis ins Exil – die bewegte Geschichte der Behrings

Emilio von Behring teilte mit ihm die bewegte Geschichte der Familie Behring – eine nicht einfache, aber für die Zwischenkriegszeit in Deutschland durchaus typische Familiengeschichte.

Der Nobelpreisträger Emil von Behring heiratete Else Spinola. Das Paar hatte sechs Söhne: Fritz, Bernhard, Hans, Kurt, Emil und Otto. Zwei davon – Hans und Otto – schlugen ebenfalls eine medizinische Laufbahn ein. Emilio ist der Sohn von Emil Behring junior. Dieser emigrierte nach Argentinien, als die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht kamen. Die Familie wurde verfolgt, da Else – die Ehefrau von Emil von Behring und Großmutter von Emilio – jüdischer Herkunft war.

Familie Behring vor der Büste ihres Vorfahren Emil von Berhring – dem ersten Nobelpreisträger für Medizin, geboren und aufgewachsen in Hansdorf.
Foto: Ryszard Eberhardt

Emilio, Sohn von Emil Junior und Jutta Schlottmann, wurde 1956 in Buenos Aires, Argentinien geboren. 1982 heiratete er Marisa López de Vicuña, eine Argentinierin spanischer Herkunft. 1988 zog die Familie nach Deutschland. Sie bekamen drei Kinder: Maria (1992), Julia (1994) und Juan (1996). Zu Hause spricht die Familie Spanisch, wie Ryszard Eberhardt berichtet.

Wer war Emil von Behring?

Emil von Behring (geboren 1854 in Hansdorf, heute Ławice, gestorben 1917 in Marburg) war ein deutscher Bakteriologe und gilt als einer der Begründer der Immunologie. Er war der erste Nobelpreisträger für Physiologie oder Medizin – ausgezeichnet für die Entwicklung eines Serums gegen Diphtherie. In Marburg gründete er das Unternehmen Behring-Werke zur Herstellung von Diphtherie-Serum. Er entwickelte zudem Impfstoffe gegen Tetanus und rettete mit diesen Präparaten unzähligen Soldaten im Ersten Weltkrieg das Leben. Auch gründete er das Institut für Experimentelle Therapie. Er wurde als „Wohltäter der Menschheit“ bezeichnet.

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