Gedenken, das verbindet

wochenblatt.pl 3 godzin temu
Zdjęcie: Von links: SKGD-Vorstandmitglied Waldemar Świerczek, SKGD-Vorsitzender Martin Lippa und Piotr Daniel, SKGD-Vorstandsmitglied. Foto: Mittendrin


30 Jahre Erinnerung an die Opfer des Nachkriegslagers Zgoda in Schwientochlowitz

Die deutsche Minderheit in der Woiwodschaft Schlesien gilt als eine der ersten Gemeinschaften, die das Gedenken an die Opfer der sogenannten „Oberschlesischen Tragödie“ öffentlich gemacht hat. Seit nunmehr 30 Jahren wird in Schwientochlowitz derer gedacht, die im berüchtigten Nachkriegslager Zgoda gelitten haben und ums Leben kamen.

Die ersten Gedenkfeiern fanden in den frühen 1990er-Jahren noch ohne Genehmigung statt – beim symbolischen Kreuz auf dem Friedhof in Friedenshütte, nahe einer Massengrabstätte der Lageropfer. Auf Initiative der Angehörigen und mit Unterstützung des SKGD der Woiwodschaft Schlesien wurde dort ein Gedenkstein errichtet. Die feierliche Enthüllung dieses Denkmals erfolgte am 17. Juni 1995 – ein bedeutender Moment, der den Beginn der offiziellen Gedenkkultur markierte.

Archivfotos der ehemaligen Zgoda-Inhaftierten. Oben, von links: Gerhard Gruschka, Eric van Calstener, Gruppenfoto mit Blasius Hanczuch und Józef Małek. Unten von links: Gilbert Cierpiol und Dorota Boreczek.

Ein Ort der Trauer und der Mahnung

Auch in diesem Jahr, am 15. Juni 2025, versammelten sich zahlreiche Menschen zu den nunmehr 30. Gedenkfeierlichkeiten. Den Auftakt bildete ein ökumenischer Gottesdienst in der evangelischen Johanneskirche in Schwientochlowitz – Ausdruck des interreligiösen Charakters der Opfergruppen. Im Anschluss fand die zentrale Zeremonie an der Gedenkstätte „Tor des Lagers Zgoda“ statt. Kränze, Blumen und Kerzen wurden niedergelegt. Neben Mitgliedern der deutschen Minderheit nahmen Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Kirche teil – viele davon seit Jahren eng mit dem Gedenken verbunden.

Von links: SKGD-Vorstandmitglied Waldemar Świerczek, SKGD-Vorsitzender Martin Lippa und Piotr Daniel, SKGD-Vorstandsmitglied.
Foto: Mittendrin

„Viele dieser Opfer haben das Kriegsende erlebt – aber keinen Frieden“

Bernard Gaida, Vorstandsmitglied des VdG und Pressesprecher der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (AGDM), hob in seiner Ansprache die Bedeutung transnationaler Erinnerung hervor:

„In der AGDM haben wir eine Wanderausstellung über alle 25 deutschen Minderheiten in Europa organisiert. Dort sieht man, dass das Schicksal der deutschen Bevölkerung im und nach dem Jahr 1945 in Mitteleuropa ähnlich war: Vertreibungen, Arbeitslager, in Polen sind schon Autoren, die sich gewagt haben zu sagen, dass es Konzentrationslager für Deutsche waren – Deportationen in die UdSSR, Vergewaltigungen, Leid und Tod. […] Die meisten Stätten unseres Gedenkens haben bis heute keine Tafeln. Hier, an einem von den wenigen, im Vergleich mit dem Ausmaß des Nachkriegsterrors, rufe ich auf, an alle Opfer der Sieger zu gedenken, weil diese oft in der Geschichte verschwiegen wurden.“

Von links: Martin Lippa, SKGD-Vorsitzender in der Woiwodschaft Schlesien, Agnieszka Dłocik und Eugeniusz Nagel, die Vizevorsitzenden der Gesellschaft.
Foto: Mittendrin

Gaida betonte auch die christliche Verpflichtung zur Versöhnung: „Unser Christentum verlangt, dass wir für alle beten und die Gedenkstunde zum Werkzeug des Friedens und der Eintracht und nicht der Spaltung machen.“

Ein Vermächtnis für die nächsten Generationen

Auch Eugeniusz Nagel, stellvertretender Vorsitzender des SKGD in der Woiwodschaft Schlesien, sprach eindrucksvolle Worte zur Bedeutung dieses Erinnerungsortes: „Dieses furchtbare Lager hat über 2.500 Menschenleben gefordert. Es waren Menschen verschiedenster Herkunft, Glaubensrichtungen und Nationalitäten – doch vor allem einheimische Evangelische und Katholiken. Aus Anlass des 80. Jahrestags der Oberschlesischen Tragödie entstand daher die Idee, ein gemeinsames ökumenisches Gedenken zu veranstalten.“

Die diesjährigen Gedenkfeiern waren mehr als eine Wiederholung – sie waren ein kraftvolles Zeichen dafür, dass das Erinnern lebt.

Nagel erinnerte daran, wie schnell die Zeit vergeht – und wie wichtig es ist, das Gedenken weiterzutragen: „80 Jahre sind seit den tragischen Ereignissen vergangen – das ist eine lange Zeit. Nur noch wenige erinnern sich persönlich daran. Viele sind nicht mehr unter uns. Wir sind die Erben dieses Gedächtnisses. Deshalb ist es unsere Pflicht, diese Erinnerung an die nächsten Generationen weiterzugeben. Das sind wir den Opfern dieser Tragödie schuldig.“

Ein gemeinsames Gedenken – gegen das Vergessen

Die diesjährigen Gedenkfeiern waren mehr als eine Wiederholung – sie waren ein kraftvolles Zeichen dafür, dass das Erinnern lebt. In einer Zeit, in der die Zeitzeugen verschwinden und historische Narrative neu verhandelt werden, bleibt der Einsatz der deutschen Minderheit in Oberschlesien ein Beispiel für historisches Bewusstsein, das verbindet – über Religionen, Sprachen und Grenzen hinweg.

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