Das vielfältige Wirken des Breslauer Bildhauers Ryszard Zarycki

wochenblatt.pl 9 godzin temu

In Breslau, im Hirschberger Tal, in Stettin und in Bayern

„Diesen Ort, an dem meine Werkstatt steht, den gibt es nicht auf dem Stadtplan“ – lacht der Bildhauer Ryszard Zarycki. Noch vor 30 Jahren, als er auf dem Gelände des Güterbahnhofs in Brockau (Brochów, Stadtteil von Breslau) seine Firma gründete, blühte hier das künstlerische Leben. Heute sind nur noch wenige Werkstätten übrig geblieben. Aber für Zarycki ist der Ort ideal – viel Platz und Ruhe für das freie Schaffen. Er stört auch niemanden. Denn seine Tätigkeit ist mit Staub, Lärm und schwerer körperlicher Arbeit verbunden.

Vor der Werkstatt stehen einige Figuren. Eine ist fast fertig. Sie stellt ein Mädchen dar, das mit dem Zeh prüfen will, ob das Wasser die richtige Temperatur hat. Sie sollte auf dem Gelände des Wasserzentrums Hydropolis aufgestellt werden, aber der damalige Vorsitzende des Zentrums fand sie zu umstritten. Man schaut auf die wunderbare Skulptur und fragt sich gleich, wo man diese Kontroversen sehen soll? Heute steht in Hydropolis eine abstrakte Figur von Zarycki – aus Basalt, einem harten, schwer zu bearbeitenden Stein. Das Mädchen aus bulgarischem Kalkstein, dem sogenannten Vratza-Kalkstein, wartet noch auf eine neue Chance.

Bürgermeister a.D. Dr. Karl-Heinz Preißer und der Künstler Ryszard Zarycki
Foto: M. Urlich-Kornacka

Hinter der Mädchenfigur steht die Skulptur „Zakręceni“ („Verdreht“, „Durchgedreht“), die von einer Entwicklerfirma in Auftrag gegeben wurde. Das erste Original hat auf einer neu gestalteten Grünfläche in Tschepine (Szczepin, ein Stadtteil von Breslau) seinen Platz gefunden. „Früher war es oft der Fall, dass Architekten und Investoren sich für Kunstwerke entschieden haben. Die Architektur ging mit Bildhauerei und Malerei Hand in Hand. Heutzutage stehen alle unter Druck – alles muss möglichst billig gemacht werden. Deshalb verzichtet man auf Kunstwerke oder bestellt billige Sachen aus China“, erzählt Zarycki.

Die Stadt Breslau organisierte früher regelmäßig eine Open-Air-Werkstatt für Künstler. Das war sehr praktisch, denn viele Werke blieben einfach in der Stadt stehen. Ein Beispiel dafür ist eine abstrakte Figur von Zarycki, die im Park gegenüber dem Nationalmuseum steht. Die Werke anderer Künstler sind ebenfalls in der ganzen Stadt verteilt. Heute entstehen in Breslau fast nur noch Kunstwerke im Rahmen konkreter Aufträge.

Jagdgöttin Diana im Scheitniger Park

Zwei der schönsten Arbeiten von Zarycki in den letzten Jahren in Breslau waren das Denkmal der Jagdgöttin Diana im Scheitniger Park und der Brunnen auf dem Marktplatz in Hundsfeld (Psie Pole, ein Stadtteil von Breslau). Die Jagdgöttin Diana stand bis 1945 im Scheitniger Park – danach verschwand sie. Die neue Statue wurde am 10. September 2015 eingeweiht. Die Rekonstruktion wurde gemeinsam von der Gesellschaft der Freunde der Stadt, dem Polnischen Jagdverband und der Stadt Breslau organisiert. Auch Einwohner, die das Projekt mit freiwilligen Spenden unterstützten, trugen dazu bei.

Göttin der Jagd im Scheitniger Park
Foto: M. Urlich-Kornacka

Die Arbeiten dauerten ein Jahr. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 300.000 Zloty, wovon die Hälfte auf das für das Denkmal verwendete Material entfiel. Der Bildhauer Ryszard Zarycki hatte nur Fotografien zur Verfügung. Er versuchte deshalb, eine möglichst objektive Darstellung der Göttin vorzuschlagen. „Wenn man keine Formenmuster hat, muss man das Werk auf eigene Art und Weise interpretieren. Auf den Wunsch des Polnischen Jagdverbands wurden bei seiner Diana-Figur Hunde dargestellt, die einige Züge von polnischen Jagdhunden besitzen. Aber diese können nur die Liebhaber dieser Rasse wiedererkennen“, lacht Zarycki. Es war eine schöne bürgerliche Initiative – die Bürger haben sich die Rekonstruktion gewünscht und Geld dafür gesammelt.

Brunnen in Breslau-Hundsfeld

Ein weiteres sehr gelungenes Projekt ist der zentrale Platz im Stadtteil Psie Pole (Hundsfeld), im Nordosten der Stadt. Der Marktplatz wurde saniert und vom Autoverkehr befreit. In der Mitte des Platzes wurde ein Brunnen mit Kindern und Hunden errichtet – mit menschenfreundlichen, lustig bellenden Hunden, was ganz wesentlich ist.

Jahrzehntelang wurde der Ort mit einer Schlacht aus dem Jahr 1109 assoziiert, in der der polnische Fürst Boleslaus III. die Truppen des Kaisers Heinrich V. besiegt haben soll. Nach der blutigen Schlacht sollen die Hunde die Leichen der besiegten Deutschen gefressen haben (daher der Name „Hundsfeld“) … So erzählt es die Legende – laut Historikern hat diese Schlacht wahrscheinlich gar nicht stattgefunden. Die Hunde von Zarycki sind verspielt und freundlich – auch gegenüber ausländischen Touristen.

„Ich kann etwas für die folgenden Generationen schaffen, ich kann dort sein, wo andere keinen Zutritt haben, und ich lerne eine Menge von großartigen Menschen kennen“, sagt der Bildhauer Ryszard Zarycki. Zu diesen zählt ohne Zweifel der ehemalige Bürgermeister der bayerischen Stadt Luhe, Dr. Karl Heinz-Preißer.

Nicht weit vom Brunnen steht ein weiteres Werk von Zarycki – eine Figur aus niederschlesischem grünen Serpentinit. Bevor sie hier ihren endgültigen Platz fand, wurde sie im Hirschberger Tal im Rahmen eines Bildhauersymposiums gezeigt. Eine ähnliche Figur bestellte die Besitzerin des Jagdschlosses in Fischbach (Karpniki) – sie wurde im Rosengarten des dortigen Eichenschlosses (Pałac Dębowy) aufgestellt. Dort wurde sie von Dr. Karl-Heinz Preißer, langjährigem Bürgermeister von Luhe-Wildenau bis 2020, entdeckt. Er war von Zarycki beeindruckt und wünschte sich zu seinem 60. Geburtstag ein besonderes Geschenk: eine neubarocke Madonna aus schlesischem Kalksandstein für den barocken Marktplatz in Luhe.

So begann das künstlerische Abenteuer zwischen dem Steinbildhauer und der bayerischen Stadt. Erfahrung mit Madonnen hatte Zarycki bereits gesammelt: eine Säulenmadonna fertigte er an der ehemaligen Jakob- und Vinzenz-Kirche in Breslau an – heute das geistliche Zentrum der griechisch-orthodoxen Kirche für die vielen Ukrainer in der Stadt. Die ursprüngliche Madonna wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Damals, als er die Figur rekonstruierte, gab es nur ein einziges Foto. Alles, was geschaffen wurde, basierte also auf der Fantasie und dem Fachwissen des Künstlers. Es war eine besonders schwierige Arbeit – zumal unter Zeitdruck.

Altar der Hochbergkapelle in Breslau

Die größte Herausforderung für ihn war die vollständige Rekonstruktion des Altars in der Hochberg-Kapelle an der Kirche. Diese barocke Kapelle aus dem 18. Jahrhundert wurde nach ihrem Stifter, Graf Franz Ferdinand von Hochberg, Abt des Norbertinerklosters, benannt. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört. Da keine Mittel für den Wiederaufbau vorhanden waren, blieb der Eingang jahrzehntelang zugemauert. Erst 2013 begann der Wiederaufbau. Die Renovierung, die Ryszard Zarycki gemeinsam mit Ryszard Bizoń durchführte, dauerte mehrere Monate. Das Altarbild wurde aus 1.300 im Schutt geborgenen Fragmenten zusammengesetzt. Aus einem Haufen von Trümmern – aus dem ursprünglich ein Lapidarium entstehen sollte – bauten sie einen neuen Altar. „Nur 2–3 Steine sind geblieben, den Rest bauten wir ein. Man kann sagen, aus den Trümmern ist ein Kunstwerk entstanden“, berichtet Zarycki.

Madonna und Zwerge für Luhe-Wildenau in Bayern

Für die Stadt Luhe-Wildenau schuf Zarycki die Strahlenkranzmadonna. Sie steht auf einer Wolke auf dem Marktplatz und wird von Strahlen umgeben. Die 1,60 Meter große Madonna wurde aus schlesischem Sandstein gefertigt, der 2,60 Meter hohe Sockel aus niederschlesischem Striegauer Granit. Er trägt das Wappen der Hauptsponsorenfamilie Dr. Albert Gewargis. Finanziert wurden Sockel und Madonna durch zahlreiche Spenden zum 60. Geburtstag des langjährigen Bürgermeisters Dr. Karl-Heinz Preißer. „Transportiert wurden alle Teile von Schlesien nach Luhe mit einem Autogespann. Der Luher Steinmetzmeister Werner Fleischer begleitete die Arbeiten und sorgte für eine fachgerechte Montage am Ziel. Fleischer ist selbst Schlesier. Er ist in Grünhartau (Zielenice) in der Nähe von Strehlen (Strzelin) geboren und kommt immer wieder gern mit einer Gruppe oder alleine nach Schlesien und nach Breslau.“

Die Strahlenkranzmadonna auf dem Marktplatz in Luhe
Foto: DALIBRI/Wikipedia 38

In Breslau sah er auch die kleinen Bronzezwerge, die an die antikommunistische Bewegung der 1980er Jahre erinnern. Er wollte ähnliche Figuren auch in Luhe haben. So fertigte Ryszard Zarycki kleine Wichtel an: einer mit dem Luher Wappen steht vor dem Alten Rathaus, ein anderer sitzt auf einer Laterne und blickt auf den Marktplatz, ein dritter steht an der Bushaltestelle, der nächste geht am Gänselieslbrunnen vorbei, ein weiterer sitzt gemütlich auf dem alten Brückengeländer… Zwei Ärzte-Zwerge und ein Apotheker weisen auf den Hauptsponsor Dr. Gewargis hin. Zurzeit sind es zwölf – aber es ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Zwergengesellschaft in Luhe noch vergrößert. Eine weitere Damenfigur – das Gegenstück zur Skulptur in Fischbach – aus niederschlesischem Serpentinit steht vor dem Wohnhaus von Dr. Karl-Heinz Preißer. Ideengeber für die Luher Zwergenkultur war der Verein LuhKulTour.

Ein weiteres Kunstwerk in Luhe ist ein Kalksteinrelief über den großen Marktbrand von 1928, bei dem mehr als die Hälfte der Stadt zerstört wurde.

Luher Zwerge stehen abholbereit in der Werkstatt des Bildhauers in Breslau-Brochów
Foto: M. Urlich-Kornacka

König Friedrich II. in Stettin

Zarycki hatte auch Gelegenheit, mit Marmor zu arbeiten. Das beste Beispiel ist die Figur des preußischen Königs Friedrich II. in Stettin, die restauriert und ergänzt werden musste. Die zwei Tonnen schwere Skulptur von Johann Gottfried Schadow wurde im Zweiten Weltkrieg im Keller versteckt, fiel jedoch beim Transport herunter und wurde beschädigt. Zarycki musste alle fehlenden Elemente ergänzen und die Bruchteile anpassen. Die Kosten waren sehr hoch – viele Personen und Institutionen unterstützten die Aktion, darunter auch die Schadow-Gesellschaft. „Es hat sich aber nicht viel verändert – damals stifteten viele Bürger und Organisationen für das Denkmal des Königs. Die Stiftung eines Denkmals war schon immer mit Kosten und bürgerlichen Initiativen verbunden. Und so ist es bis heute geblieben. Schön, dass es immer noch Menschen gibt, die Kunst fördern und sich von Kunstwerken umgeben möchten“, sagt Zarycki.

Seine Arbeit macht dem Bildhauer große Freude. Er nennt sie „das Abenteuer mit der Stadt“: „Ich kann etwas für die folgenden Generationen schaffen, ich kann dort sein, wo andere keinen Zutritt haben, und ich lerne eine Menge von großartigen Menschen kennen“, sagt der Bildhauer. Zu diesen zählt ohne Zweifel der ehemalige Bürgermeister von Luhe-Wildenau, Dr. Karl-Heinz Preißer.

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