Die Besten der 4. Auflage des Wettbewerbs „Künstler der deutschen Minderheit“
Bei der vierten Auflage des Wettbewerbs „Künstler der deutschen Minderheit“ hat sich das Musikduo Aneta und Norbert einen Traum erfüllt – sie wurden die Besten. Das beweist, dass das Ensemble im Laufe von fast 20 Jahren nicht an Popularität verloren, sondern im Gegenteil zugelegt hat. Freunde des Schaffens von Aneta und Norbert glauben, dass dies daran liegt, dass die Künstler sich ständig verbessern, nach Perfektion streben und so neue Fans gewinnen. Und da dies der Fall ist, lohnt es sich, mehr über sie zu erfahren – über ihre Geschichte und ihre nächsten Pläne. Darüber sprachen die Bandmitglieder Aneta Lissy-Kluczny und Norbert Rasch in einem Interview mit Krzysztof Świerc.
Haben Euch Musik, Gesang und Bühnenauftritte schon von klein auf begleitet?

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Aneta: Ich komme aus einer sehr musikalischen Familie. Zu Hause gab es immer jemanden, der ein Instrument spielen konnte, und das habe ich ausgenutzt und gesungen, weil ich das schon als Kind geliebt habe, und das hat sich bis heute nicht geändert. Wann immer ich die Gelegenheit hatte, sang ich bei Familienfesten zusammen mit den Erwachsenen verschiedene Lieder, vor allem Volkslieder. Später, im Kindergarten, nahm ich Kinderlieder in mein „Repertoire“ auf, und im ersten Jahr der Grundschule begann ich zusammen mit meinen Eltern im Kirchenchor in Chrzumczütz zu singen. Damals sah ich zum ersten Mal Notenblätter und lernte, mit anderen mehrstimmig zu singen. Es gefiel mir so gut, dass ich die Musikschule in Oppeln besuchte, wo ich klassischen Gesang lernte, und die Musik zog endgültig in mein Herz ein.
Norbert: Wie Aneta hat mich das Singen schon als Kind ‚gekauft’. Wann immer es eine Gelegenheit gab, habe ich gesungen und war immer Solist im Schulchor. Ich erinnere mich, dass unser Lehrer sehr oft sagte, jeder solle beim Singen den Mund öffnen wie ich. Das ermunterte mich, ich wurde selbstbewusster, und diesem Lehrer verdanke ich es, dass ich die Musik nicht aufgegeben habe, sondern im Gegenteil immer mehr in sie eintauchte. Dazu trug auch bei, dass die Musik im Elternhaus allgegenwärtig war, wir haben fast jeden Tag Musik gemacht. Als ich jedoch in der siebten Klasse der Grundschule in den Stimmbruch kam, wurde mir im Kirchenchor das Mikrofon weggenommen. Unser Gemeindepfarrer bestand aber trotzdem darauf, dass ich bleibe und mich weiter verbessere…
Und Ihr habt euch verbessert. Jeder von Euch auf eine andere Art und Weise, aber am Ende hat Euch das Schicksal dazu gebracht, gemeinsam aufzutreten.
Norbert: Vor allem habe ich auf den Pfarrer gehört und darüber bin ich sehr froh, denn er hat mich gut beraten, wofür ich ihm bis heute dankbar bin. Denn nach zwei Jahren war die Mutation vorbei, ich bekam meine Stimme zurück und durfte wieder mit einem Mikrofon singen. Mehr noch – mit unserem Kirchenchor Genezareth hatte ich die Gelegenheit, mich bei Auftritten in Deutschland, wohin wir eingeladen wurden, zu beweisen. Wir haben damals auf Deutsch gesungen, was für mich eine tolle Erfahrung war. Genau wie damals, als wir in einer Kirche in Proskau zum ersten Mal auf Deutsch gesungen haben, was unsere Großmütter damals zu Tränen rührte. Und dann? Zusammen mit Aneta haben wir bei einer Feier im DFK Proskau zum ersten Mal „Babička“ von Karel Gott gesungen.

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Aneta: Ich ging zum Studium nach Deutschland, mit der Absicht, dort zu leben und nutzte dabei die Gelegenheit, meine Gesangstechnik im Chor WiesBaden zu verbessern. Nach meiner Rückkehr nach Schlesien wollte ich mich weiter entwickeln und singen. Zuerst habe ich das mit meiner Mutter gemacht, die gerne singt, aber irgendwann haben wir mit Norbert, den ich durch die damalige Freundin und heutige Frau meines Freundes Norbert kennengelernt habe, beschlossen, dass wir ausprobieren sollten, ob unsere Stimmen zusammenpassen und ob wir etwas zusammen singen können, und so ist es passiert. Genau 2006, während des Flieder- beziehungsweise Holunderfestes, das vom DFK Proskau organisiert wurde. Ich sollte hinzufügen, dass ich noch nie zuvor in einem Duett mit einem Mann gesungen hatte. Es war eine Premiere für mich und klanglich etwas Interessantes, und das Ergebnis war, dass wir immer öfter zusammen auftraten – und so ist es bis heute geblieben.
Was bedeutet es für Euch, die vierte Auflage des vom „Wochenblatt.pl“ ausgeschriebenen Wettbewerbs „Künstler der deutschen Minderheit“ gewonnen zu haben?

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Norbert: Wir sind unglaublich zufrieden mit dem Triumph! Die Genugtuung ist umso größer, als der „Wochenblatt“-Leserwettbewerb wirklich die einzige Plattform ist, auf der wir uns in dieser Weise mit anderen Künstlern vergleichen können. Es muss an dieser Stelle betont werden, dass die Konkurrenz bei diesem Wettbewerb enorm ist – von Solisten bis hin zu Chören – und es ist wirklich schwer zu gewinnen. Aber wenn man in einem Meer von so vielen Teilnehmern gewonnen hat, ist die Freude etwas ganz Besonderes, ja sogar schwer zu beschreiben.
Aneta: Ich bin überzeugt, dass nicht nur wir glücklich sind, sondern auch alle anderen Künstler, die teilgenommen haben. Sie sehen an der Anzahl der Stimmen, die für sie abgegeben wurden, was wie eine Art des Dankes ist, dass ihre Arbeit geschätzt wird und wichtig ist. Außerdem kann es ja sein, dass bei künftigen Auflagen des Wettbewerbs „Künstler der deutschen Minderheit“ jemand gewinnt, der heute nicht an erster Stelle stand. Warum eigentlich nicht? Bislang hat es noch keiner der früheren Gewinner geschafft, erneut zu gewinnen.

Das ist wahr. Am ehesten hätte der Kroschnitzer Echo seine Krone verteidigen können. Auch Karolina Trela war nah dran und betonte nach ihrem Sieg oft, dass der Triumph im „Wochenblatt“-Wettbewerb für sie das Sprungbrett in eine ernsthafte Karriere war. Könnte das Gleiche mit dem Duo Aneta und Norbert passieren? Träumt Ihr davon?

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Aneta: Ich weiß nicht, ob sich die Geschichte von Karolina Trela auch für uns wiederholen wird, aber ich mache mir deswegen keine Sorgen. Wenn nicht, wäre es nicht weiter schlimm. Wir sind beruflich und künstlerisch erfüllt. Deshalb liegt unser Hauptaugenmerk im Moment darauf, unsere Bühnenauftritte mit unserer beruflichen Arbeit und der Familie in Einklang zu bringen. Immerhin haben wir Ehepartner und jeweils drei Kinder. Damit sind wir sehr glücklich und zufrieden, und wir haben sicherlich noch einiges zu tun. Trotzdem würden wir gerne einen Text auf Deutsch machen, was Norbert und ich sicher leisten können, da wir die Sprache gut genug beherrschen.
Norbert: Ich stimme mit Aneta überein. Hier vor Ort erreichen wir praktisch alles, was wir wollen, und auch im medialen Raum – Radio und Fernsehen – sind wir ausreichend präsent. In dieser Situation träume ich davon, unser drittes Album fertig zu stellen und bei einer Schlagergala aufzutreten, vielleicht im Ausland, in Deutschland. Unser deutschsprachiges Repertoire ist sehr umfangreich, wir können damit drei oder vier Konzerte füllen. Wenn wir irgendwo auftreten wollen, haben wir deshalb manchmal das Problem, was wir auswählen sollen. Nach dem Gewinn des „Wochenblatt“-Wettbewerbs wird das vielleicht passieren, schließlich hat diese Zeitung auch eine Wirkung in Deutschland und erreicht dieses Land auch.
Was singt Ihr als Duo am liebsten? Worauf habt Ihr euch spezialisiert oder wollt Ihr euch spezialisieren?
Norbert: Am Anfang haben wir fast ausschließlich deutsche Lieder wiedergegeben, dann andere ausländische und polnische Lieder. Mit der Zeit haben wir uns für Gesänge interessiert, und jetzt konzentrieren wir uns hauptsächlich auf das Texten. Wir schreiben Texte auf Polnisch, auf Schlesisch, und wir machen erste Versuche, Texte auf Deutsch zu schreiben, aber diese haben noch nicht das Licht der Welt erblickt.
Wir schreiben Texte auf Polnisch, auf Schlesisch, und wir machen erste Versuche, Texte auf Deutsch zu schreiben
Aneta: Wir haben jedoch deutsche Lieder auf unserem Konto! Ein österreichischer Künstler, mit dem wir auch aufnehmen, schreibt sie für uns, und wir wollen das Album, an dem wir arbeiten, fertigstellen. Das ist eines der wichtigsten Ziele, die wir uns im Moment gesetzt haben.
Trotz der Tatsache, dass Ihr seit 19 Jahren gemeinsam auf der Bühne steht, ist die Lust am Konzertieren bei Euch nicht erloschen. Wie sieht denn der Konzertkalender von Aneta und Norbert für das laufende Jahr aus?
Norbert: Unser Kalender ist sehr voll, ohne spektakuläre Ereignisse oder große Konzerte, aber das entmutigt uns nicht. Im Gegenteil, wir identifizieren uns mit den Worten des berühmten britischen Künstlers Elton John, der einmal sagte, dass man kein Künstler ist, wenn man nicht auf Hochzeiten und Geburtstagen spielt.

Foto: Foto: Stefani Koprek
Aneta: Man muss einfach dort spielen, wo es den Leuten gefällt. Es spielt keine Rolle, ob wir vor dreißig, dreihundert, dreitausend und mehr Leuten auftreten, was uns auch schon passiert ist. Es macht uns jedes Mal Freude, es gibt uns Kraft, wenn wir sehen und spüren, dass die Leute uns wollen, uns zuhören und Spaß haben…